Schlaflos in Seattle

Ich bin schlaflos… ok nicht in Seattle.

Morgen steht ein wichtiges Gespräch an.

Bin ich gut genug vorbereitet?

Habe ich alle Fakten betrachtet?

Übersehen, habe ich etwas übersehen, vergessen?

Gedankenkarussell

Nervosität steigt in mir auf.

Zack dieses eine Gefühl, welches mir so bekannt vorkommt, meldet sich zu Wort.

Dieses Gefühl, welches mich an meine Schulzeit erinnert.

Prüfungsangst

Mein Film spult sich ab!

Plötzlich bin ich wieder ganz klein, sitze im Klassenzimmer, der Lehrer kommt rein,

die Tasche landet auf dem Pult.

Ich höre eine dumpfe Stimme…

Guten Morgen, na gut vorbereitet?“

Ich höre meine ängstliche Stimme…

„Bin ich gut vorbereitet, habe ich alles gelernt?“  frage ich mich.

„Übersehen, habe ich etwas übersehen, vergessen?“ denke ich.

Es ist mucksmäuschenstill.

Eine Stecknadel würde ich fallen hören, wenn sie fallen würde.

Ich höre ein rascheln, die eine Tasche wird geöffnet, Prüfungsunterlagen werden herausgeholt.

Meine Hände nass, mein Herz rast, mir ist übel, ich zittere, ich möchte hier weg.

Mein Motor… er läuft auf Hochtouren.

Nun liegen die Prüfungsunterlagen vor mir auf meinem Tisch.

Die Fragen aller Fragen.

Die Fragen, die mich beurteilen werden.

Die Fragen, auf die ich mich stundenlang vorbereitet habe.

Bin ich gut genug?

Werde ich alle Fragen so beantworten können, wie die Prüfer es vorgesehen haben?

Ich bin mir meiner nicht sicher.

Ich beginne zu lesen, zu markieren, zu beantworten.

Meinem Wissen lasse ich freien Lauf.

Ich bin mir sicher, dass ich das schaffen werde.

Die Prüfung ist vorbei, erleichtert gebe ich meine Unterlagen ab.

Ich habe ein gutes Gefühl.

Der Austausch mit meinen Freunden folgt.

„Was hast du geschrieben?“

„Welches Ergebnis hast du da?“

Ich werde unsicher.

Ich bin mir meiner nicht mehr sicher.

Es ist nicht leicht ein Kind zu sein!

 

Die Frage

Ist es leicht ein Erwachsener zu sein?  

führt mich zurück zu meinem bevorstehenden Gespräch.

Doch ich lasse die Frage erstmal liegen.

Anstelle dessen

überprüfe ich meine Unterlagen erneut auf ihre Richtigkeit.

Ich schließe meine Mappe und versuche zu schlafen.

 

Meinen Morgen beginne ich mit einer Tasse Kaffee und einer frischen Portion:

Prüfungsmut

Ich werde…

ruhig atmen,

mich zurücklehnen,

meinen Erwartungsdruck mindern,

mir einen positiven Gesprächsverlauf vorstellen,

Das Gespräch ist gut verlaufen.

Ich habe ein gutes Gefühl.

Die Prüfungsangst befindet sich bis zum nächsten mal wieder in meiner Schublade.

„Warum räume ich diese Schublade eigentlich nicht auf?“, schießt es mir durch den Kopf.

„Wie kann ich als Erwachsene aus meiner Prüfungsangst eine Prüfungsfreude machen?“

„Wer oder was kann mir bei der Strukturierung helfen?“

Das PERMA – Modell nach Martin Seligmann fällt mir dazu ein.

P –  positive Emotionen nutzen

E  – Engagement 

R – Relationship/ Beziehungen leben

M – Meaning/Bedeutung, Sinn

A – Accomplishment/Leistung erbringen, Ziele erreichen

Ich nutze meine positiven Emotionen, zeige Engagement, hole mir Unterstützung, erkenne

den Sinn meiner Vorbereitung und habe mein Ziel klar vor Augen.

Die Frage:

Ist es leicht ein Erwachsener zu sein?  

will noch beantwortet werden.

Es ist nicht leicht, ein Kind zu sein, nein!

Es bedeutet, dass man ins Bett gehen, aufstehen, essen,

Zähne und Nase putzen muss,

wenn es den Erwachsenen passt – und

nicht einem selbst.

Es bedeutet, dass man sich von jedem Erwachsenen

klaglos über sein Aussehen, den Gesundheitszustand,

die Kleidung und die Zukunftsaussichten anhören muss.

Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde,

wenn man anfinge, die Erwachsenen auf gleiche Weise zu behandeln.

Astrid Lindgren/Revolte der Jugend

 

Was glaube ich, hätte ich als Kind gebraucht um Prüfungsfreude zu spüren?

Geholfen hätte mir eine Lehrperson, vor der ich keine Angst hätte haben müssen.

Positive Glaubenssätze

die mir meine Eltern mit auf meinen Weg gegeben haben, wie z. b

ich schaffe das

ich kann das

wurden durch meine Angst verdrängt.

Kinder brauchen am meisten den Glauben an sich selber.

Wie kann man Kinder stärken?

Negative Glaubenssätze ins Positive verändern z. B:

Ich bin dumm – ich bin clever

Ich schaffe das nicht – ich bin gut vorbereitet 

Mehrmaliges wiederholen der positiven Glaubensätze,

vor der Schule, Prüfungen etc. verfestigen das Gesagte.

Zu den positiven Glaubenssätzen benötigen Kinder auch

Sicherheit 

Vertrauen

in uns und von uns Erwachsenen und Pädagogen.

Stress und Druck muss unbedingt vermieden werden, denn

das lässt den Angstpegel in der Amygdala (Mandelkern)

in unserem Gehirn ansteigen.

Wie kann das gelingen?

Nun ganz einfach, wenn wir Erwachsene unsere Hausaufgaben erledigen,

unsere Schubladen aufräumen,

den Mut haben unsere eigenen Glaubenssätze

zu überprüfen,

zu verändern,

uns und unsere Handlungen im Spiegel betrachten,

hinterfragen, verändern

ja dann und nur dann

werden unsere Kinder uns vertrauen und

Sicherheit bei uns finden können.

Mit den Zutaten

Selbstvertrauen

Sicherheit

Vertrauen 

werden sie sagen…

Es ist leicht ein Kind zu sein!

Später einmal werden sie,

Schlaflos in Seattle als Liebesfilm verstehen

und sagen…

Ja, es ist leicht erwachsen zu sein!

 

Herzfröhliche Grüße

Manuela